Diese Seite wurde von zwei WT-Mitgliedern mitgestaltet.
Kira Grundler studiert Architektur und dabei haben es ihr besonders die Wassertürme angetan. Für die 18. docomomo Deutschland Tagung – Dessau 2021 schrieb sie folgenden Beitrag:
Innerhalb einer Projektarbeit gestaltete sie mit drei Kommilitonen diese interessante Seite:
https://docomomowatertowers.wixsite.com/wassertuerme
Andreas Rudolph arbeitet als Wassermeister bei den Leipziger Wasserwerken und dieser Beruf und seine Berufung zu Wassertürmen haben ihn 2002 zum WT-Verein gebracht.
Hier ist er gerade in der Leitstelle tätig.
Flachboden
Die vorher verwendeten Holzkästen wurden um 1835 zunächst durch den Flachbodenbehälter, der aus einem rechteckigen Kasten mit flachem Boden aus Gusseisen bestand, ersetzt. Dieser wurde im Obergeschoss von Bahnbauten derart untergebracht oder auf einem Ständerwerk angebracht, dass die Fassade meistens keinen Hinweis auf die Nutzung der oberen Stockwerke lieferte. Die rechteckige Form war wegen der unterschiedlichen Druckbelastungen jedoch sehr ungünstig. Zudem wurde die Reinigung erschwert durch innenliegende korrosionsanfällige Zuganker, weswegen die rechteckigen Behälter später durch kreisförmige Flachbodenbehälter ersetzt wurden. Der Boden war bei beiden Typen nicht ausreichend tragfähig und musste mit einem festen Boden oder einem engmaschigen Tragenetz gestützt werden.
Rechteckiger Flachbodenbehälter offen
Material: verschraubte Gussplatten
Nutzung: Wasserstationen der Eisenbahn
Rechteckiger Flachbodenbehälter offen
© Bernd Pawlik
Leinefelde/Thüringen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Wasserstationen der Eisenbahn
BJ: 1880
Betrieb bis 1986
Zylindrischer Flachbodenbehälter offen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Wasserstationen der Eisenbahn
Zylindrischer Eisenbetonbehälter Flachboden offen
© Bernd Pawlik
Naunhof/Sachsen
Material: Eisenbeton, sehr frühe Ausbildungsform
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1901
Betrieb bis 1969
Zylindrischer Stahlbeton – Flachbodenbehälter
© Andreas Rudolph
Zwickau-Oberplanitz/Sachsen
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
alter WT BJ: 1913 – 1999 Abriss (mit Eisenbetonbehälter)
neuer WT BJ: 2001 – in Betrieb (mit Stahlbetonbehälter)
Zylindrischer Stahlbeton-2 Kammer-Flachbehälter mit Durchstieg |
© Günter Bötel
Grimma/Sachsen
Material: Eisenbeton
Nutzung: Orts, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1913
Betrieb bis 1993
Polygonaler Flachbodenbehälter offen
© Bernd Pawlik
Zittau/Sachsen
Material: verschraubte Gussplatten, in Deutschland einzig erhaltene Bauart
Nutzung: erste Ortswasserturmbauten
BJ: 1863
in Betrieb
3 Stahlbeton – Flachboden – Zylinder
© Bernd Pawlik
Borna/Sachsen
Material: Stahlbeton
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1962-1965
in Betrieb
Hängeboden
Ende der 1860er Jahre entstanden die ersten Hängebodenbehälter bei der französischen Eisenbahn. Durch ihre runde Konstruktion und den durchhängenden Behälterboden war dieser nun frei zugänglich. Er saß auf einem äußeren Auflagering, der die Größe des Wasserturms bestimmte und recht mächtige Bauten erforderte. Dieser Ring wurde durch starke horizontale Kräfte beim Befüllen und Entleeren belastet, wodurch sich dieser verengte oder erweiterte und zu Beschädigungen des Mauerwerks führte. Äußerlich zu erkennen sind diese Wassertürme häufig an dem nur wenig über den Schaft auskragenden Oberbau. Ziel der Einhausung des offenen Behälters war der Schutz gegen Frost und Verschmutzung.
Stahlzylinder mit Hängeboden offen
© Bernd Pawlik
Leipzig-Probstheida/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Orts- und Bahnwasserturmbauten
BJ: 1906
in Betrieb
Hängebodenbehälter mit eingezogenem Zylinderteil
© Bernd Pawlik
Groitzsch/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche, in Deutschland einzig erhaltene Bauart, Vorbild war der Eiffelturm
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1904
in Betrieb
Stahlzylinder mit Hängekegel geschlossen
© Bernd Pawlik
Zerbst/
Sachsen-Anhalt
Material: geschweißte Stahlbleche, nach Behälteraustausch (Original war ein Stahl-Intze II-Behälter)
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1894
Betrieb bis 1994
Stahl-Zyinder mit 2 Kammern +Hängeboden und zylindrischer Stahlbeton-Stützbodenbehälter
© Bernd Pawlik
Weißwasser/Sachsen
Material: Stahl und Stahlbeton
Besonderheit: Der alte WT (ohne Dach) wurde 1935 durch den neuen WT einfach überbaut.
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
alter WT BJ: 1910, Betrieb bis 1935
neuer WT BJ: 1935, Betrieb bis 2001
Intze I
Das Problem der horizontalen Kräfte beim Hängebodenbehälter löste der Aachener Ingenieur Otto Intze 1883/85 mit dem Behältertyp Intze I. Bei richtiger Ausführung wurden in der Konstruktion nur vertikale Kräfte in der Auflagerung zugelassen. Dabei ist dieser Behälter zylindrisch, von einem konkav eingebrachten Kugelboden gekennzeichnet und der Auflagerring hat einen viel kleineren Durchmesser als die Behälterweite, wodurch schmalere Türme mit dem Merkmal stark auskragender Behälteretagen möglich waren. Jedoch hatte der gewölbte Innenboden eine geringe Beulsteifigkeit, sodass er durch Aussteifungsrippen verstärkt werden musste und die Bodenkonstruktion erheblich schwerer wurde. Zusätzlich führte dies zu einer relativ hohen Bauhöhe des Bodens, was zu Verlust an Nutzplatz führte, weswegen man den Intze I Behälter weiterentwickelte.
Stützbodenbehälter, Typ Intze I offen
© Bernd Pawlik
Eilenburg/Sachsen
Material: Eisenbeton
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
Besonderheit: mit einer Höhe von 50,50 m einer von Deutschlands höchsten Wassertürmen und mit 8 verschiedenen Behältern in einem WT
BJ: 1916
in Betrieb bis in die 1990er Jahre
2002-2004 erfolgte Entkernung
Nun dient nur noch ein Tiefbehälter als Feuerlöschreserve.
Stützbodenbehälter Typ Intze I mit Durchstieg offen
© Andreas Rudolph
Leipzig//Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
Besonderheit: einer der wenigen Bahnwassertürme in Sachsen nach Bauart Intze I
BJ: 1899
Abriss 2008 (stand leider einem Brückenbau im Weg)
Stützbodenringbehälter Typ Intze geschlossen
© Andreas Rudolph
Hagenest/Sachsen
Material: Stahl, geschweißt
Nutzung: Orts- und Industriewassertürme
BJ: 1963-1970
in Betrieb
Schornsteinbehälter
Eine Sonderform des Intze-Behälters war der Schornsteinbehälter, der als Zwischenspeicher mit geringem Fassungsvermögen diente, da Behälter unter 100m³ als Einzelkonstruktion zu unrentabel gewesen wären. Die Behälter wurden auf Konsolen und Tragegesimsen abgestützt und in 20-30m Höhe auf einer kegelförmigen Stützung ringförmig um den Schornstein gelegt, wobei zwischen den beiden Konstruktionen Raum für die Zugänglichkeit gelassen wurde.
Stützbodenringbehälter Typ Intze geschlossen |
© Andreas Rudolph
Neukirchen/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Industrie- und Bahnwassertürme
Wasserturm der ehemaligen Brikettfabrik
BJ: 1912
in den 1990er Jahren außer Betrieb
Intze II
Der Intze I-Mangel wurde durch eine zusätzlich umgedrehte Kugelschale ausgeglichen. Sie ermöglichte eine höhere Stabilität und ein etwas größeres Volumen. Nicht auszugleichende Mängel wie Schwierigkeiten beim Herstellen der schwer fehlerfrei zu biegenden Druckringe, sowie verschiedener Blechformen des Bodens blieben erhalten, wodurch eine Lagerung auf einem stählernen Gerüst nicht möglich war. Wassertürme mit den Behältern der Intze-Typen sind durch einen weit über den Schaft auskragenden Turmkopf geprägt und konnten für die Gestaltung verkleidet oder als wesentlich reduzierter Nutzbau, wie häufig im Bahnbetrieb, ausgeführt sein.
Stützbodenbehälter Typ Intze I I offen
© Bernd Pawlik
Schkeuditz-Altscherbitz/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1888
seit ca. 2005 außer Betrieb
Intze II 2-Kammer- behälter mit Durchstieg
© Günter Bötel
Zschadraß/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Orts-, Industrie- und Bahnwassertürme
BJ: 1894
1986 außer Betrieb
Barkhausen
1898 wurde der Barkhausen-Behälter von Georg Barkhausen entwickelt und ausschließlich von der Behälterbaufirma August Klönne hergestellt. Der Boden war als ein halbkugelförmiger Hängeboden ausgebildet. Wesentliche Erneuerung war die völlige Freiheit von Druck- oder Lagerringen und zusätzlich aussteifenden Bauteilen. Erstmals wurde die Behälterwand als Träger in die Konstruktion integriert, was die punktuelle Stützung des Hochbehälters ermöglichte. Anstatt auf einen massiven Unterbau angewiesen zu sein, konnte nun eine Stahlkonstruktion eingesetzt werden. Trotzdem mussten parallel massive Unterbauten errichtet und der Behälter auf Stützen hochgestellt werden, weil sonst der Boden in Auflagernähe nicht zugänglich gewesen wäre. Nachteile waren ein erhöhter Materialverbrauch für den Schaft (bis zu 20% gegenüber den Türmen der Intze-Behälter), dessen Durchmesser durch die Stützung in der Behälteraußenlinie festgelegt war. Diese Behälterform verbesserte zwar die Wirtschaftlichkeit des Behälterbaus, weil die Konstruktion in Herstellung und Ausführung einfacher war als die der Intze-Behälter, jedoch konnte es zu Druckschwankungen bei großen Wassertiefen kommen. Daher wurde dieser Behältertyp vorwiegend in Industrie und Gewerbe eingesetzt. Zusätzlich gab es eine nach oben hin mit einer Halbkugel verschlossene Weiterentwicklung.
Stahlzylinder Typ Barkhausen offen
© Bernd Pawlik
Sitzendorf/Thüringen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Orts- und Bahnwasserturmbauten
Stahlzylinder Typ Barkhausen geschlossen
© Bernd Pawlik
Dortmund-Grevel/NRW
Lanstroper Ei
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Industrie- und Bahnwassertürme
Besonderheit: Einer der größten Barkhausenbehälter in Deutschland.
Bei einer Besichtigung konnten DIWTG-Mitglieder den Turm besteigen.
BJ:1905
Klönne
Die letzte Weiterentwicklung war der Kugelbehälter nach Bauart Klönne. Dabei konnten die vorteilhaften Eigenschaften der Intze- und Barkhausenbehälter vereinigt werden. Der kugelförmige Behälter benötigte keine Druckringe, sondern lagerte auf einem steifen Kegelmantel unterhalb des größten horizontalen Durchmessers. Dabei verjüngt sich der Schaft bis zum Schluss, wodurch sich erheblich die Weite des Unterbaus und somit auch die Kosten verringerten. Der Wasserbehälter Klönne markiert somit den Endpunkt der Gusseisen- bzw. Stahlbehälterbauten zur Wasserspeicherung. Danach gebaute Hochbehälter wurden bzw. werden bis heute aus Stahl- bzw. Spannbeton errichtet.
Kugelbehälter Typ Klönne geschlossen
© Bernd Pawlik
Deutzen/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Industrie- und Bahnwassertürme
WT der ehemaligen Brikettfabrik
BJ: 1938
1992 außer Betrieb
Kugelstützboden- behälter Typ Klönne geschlossen
© Bernd Pawlik
Chemnitz/Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Industrie- und Bahnwassertürme
Besonderheit: Erster nach Klönne-Prinzip gebauter WT.
BJ: 1906
2002 außer Betrieb
Stahlzylinder Typ Schäfer geschlossen
© Bernd Pawlik
Leipzig-Wahren Sachsen
Material: vernietete Stahlbleche
Nutzung: Industrie- und Bahnwassertürme
Besonderheit: Zwei WT gleicher Bauart stehen nebeneinander
großer WT BJ: 1916, 1988 außer Betrieb
kleiner WT BJ: 1904, 1996 außer Betrieb
Moderne Behälter
Durch den neuen Baustoff Eisen- oder Stahlbeton musste nicht mehr besonders auf die vorher bedingten Biegeverhältnisse des Behälters und des Auflagerrings unter Druck geachtet werden. Dies konnte durch die entsprechende Stärke der Wände ausgeglichen werden. Anfangs wurden die vorherigen Eisenbauformen nachempfunden, später wurden überwiegend Flachbodenbehälter gebaut. Bei der Konstruktion war wichtig, die statischen Bedingungen durch ausreichend dimensionierte Stützkonstruktionen, Fundamente und Behälterböden auszugleichen. Dies führte zu einem sichtbaren Wandel, da nun den Wassertürmen eine ihrer Funktion mehr entsprechende äußere Form gegeben werden konnte. Die alten Behälterformen wurden abgelöst von elliptischen, obloidalen, sphäroidischen und torisphärischen sowie den weitverbreiteten kegel- und kegelstumpfförmigen Behältern.
Kegelstumpf- ringbehhälter geschlossen
© Bernd Pawlik
Meiningen/Thüringen
Material: Stahl- & Spannbeton
Nutzung: Orts- und Industriewassertürme
BJ: 1992-1994
in Betrieb
Aqua- oder Hydroglobus
In den 60er Jahren entwickelte Ungarn diesen Wasserturmtyp. Er besteht aus einem frei stehenden kreisförmigen Schaft, der in einem Stahlbetonfundament verankert wird. Der kugelförmige Wasserbehälter ist mit einer Wärmedämmschicht aus Glaswolle und mit einer Ummantelung aus Aluminiumblech umgeben. Aus vorgefertigten Bauelementen konnte er schnell montiert werden und wurde besonders für die Industrie eingesetzt.
Aquaglobus auf Standrohr
© Bernd Pawlik
Etgersleben
Sachsen-Anhalt
Material: geschweißte Stahlbleche
Nutzung: Orts- und Industriewassertürme
BJ: 1974
2017 außer Betrieb
Hydroglobus angeseilt
© Andreas Rudolph
Hohenwussen/Sachsen
Material: geschweißte Stahlbleche
Nutzung: Orts- und Industriewassertürme
BJ: 1966
in Betrieb
Sonstige
Mittelalterliche Flusswasserkunst |
© Günter Bötel
Bautzen/Sachsen Alte Wasserkunst
Material: Bottiche aus Holz, Kupfer, Messing
Nutzung: Versorgung von Stadtteilen
Besonderheit: Ein Schaubetrieb vor Ort ist möglich, aber keine Originalteile mehr vorhanden.
BJ: 1486
1877 außer Betrieb
Bismarcktürme mit eingebautem Behälter |
© Günter Bötel
Glauchau/Sachsen
Material: Stahl , Beton
Nutzung: Orts-und Privatwassertürme
Besonderheit: Höchster erhaltener Bismarckturm Deutschlands (45 m)
BJ: 1910
2005 außer Betrieb
Haftung für Fehler und Irrtümer wird ausgeschlossen.
Hinweise bzw. Ergänzungen werden gern entgegengenommen.